Rätseln für die Wissenschaft

Mann an Computer

Der Basiskurs Spanisch der Kursstufe 1 sitzt mit rauchenden Köpfen über einem mysteriösen Rätsel: Was hat die Nilpferdplage in Kolumbien mit dem Drogenproblem am Frankfurter Hauptbahnhof zu tun? Eigentlich eine ganz normale Unterrichtssituation, wären da nicht auf Schülerinnen und Lehrer zwei Kameras der Universität Freiburg gerichtet, die jedes Wort und jede Geste mitschneiden. Der Kurs hatte sich nämlich bereit erklärt, an einer Studie zu sprachlichen Interaktionen im Spanischunterricht teilzunehmen, die unser ehemaliger Schüler Marius Müller für seine Abschlussarbeit anstrebt. Und so wurde zum Wohle der Wissenschaft auf Spanisch gerätselt, was das Zeug hielt, um schließlich den kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar als Bindeglied zwischen beiden Vorkommnissen auszumachen. Marius Müller fasst indes sein Forschungsprojekt wie folgt zusammen:

 

Unterricht ist für Lehrende und Lernende etwas ganz Alltägliches. Etwas, das wir alle, mal mit mehr und mal mit weniger Abstand, wohl noch gut nachempfinden können.

Wenn man allerdings weitere Perspektiven hinzunimmt und Sprache nicht nur als Mittel zur Vermittlung von Lernstoff, sondern als elementaren Bestandteil menschlicher Interaktion betrachtet, so erscheinen die alltäglichsten Unterrichtssituationen in einem ganz anderen Licht.

Im Laufe meines Studiums der Fächer Spanisch und Englisch, mittlerweile im Master of Education an der Universität Freiburg, habe ich meine Begeisterung hierfür, genau genommen Interaktionale Linguistik (IL), entdeckt. Diese beschreibt sprachliche Phänomene, die genutzt werden, um in der sozialen Interaktion zu handeln. Sprache wird also in bestimmten Situationen angewendet, wobei sie gleichzeitig die jeweilige Situation (hier den Unterricht) prägt und deren Fortlauf beeinflusst.

Dem gehe ich im Rahmen des Seminars „La conversación cotidiana en la enseñanza de español“ (‚Alltägliche Konversationen im Spanisch-Unterricht‘) nach, in dem ganz unterschiedliche Elemente von Sprache im Unterricht analysiert werden. Dabei ist besonders die Beschreibung wiederkehrender kommunikativer Handlungen (bspw. Fragen [der Lehrenden] und Antworten [der Schüler*innen], Sprecher*innenwechsel, Erzählungen, Wortsuchen und Zu-Hilfe-Kommen, etc.) von Bedeutung. Dabei ‚sucht‘ die IL nach sprachlichen und metasprachlichen Strukturen (bspw. Sätze, Partikel wie jaja/muy bien, Mimik, Gestik, etc.), die wiederholt für diese Aufgaben verwendet werden. Unter Umständen können sich aus solchen Analysen neben realistischere Grammatiken auch verbesserte Sprachlernmaterialen ergeben.

Für derartige Analysen benötigte ich jedoch authentisches Material aus dem Spanisch-Unterricht, weshalb ich mich als ehemaliger Schüler des GaD an Frau Weber und Herrn Scheu gewendet habe. Zu meinem Glück haben sich beide dazu bereiterklärt, mir bei der Datenerhebung zu helfen. So konnte ich bereits von einigen Schüler*innen, die sich und deren Eltern mit einer Aufzeichnung einverstanden erklärt haben, Video- und Audiodaten erheben.

Ich habe mich hierüber sehr gefreut und möchte allen Beteiligten, die mich in meinem Vorhaben unterstützen und unterstützt haben, herzlich danken!

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