Stück über das Leid der Zwangsarbeiter

Karina Rassejkin vom Gymnasium am Deutenberg wurde jetzt mit dem Joseph-Haberer-Preis für ihr Theaterstück Vergessene Schicksale ausgezeichnet. Mit ihrem Stück bringt sie das oft vergessene Leid der Zwangsarbeiter im nationalsozialistischen Villingen-Schwenningen auf die Bühne. Sie verarbeitete darin historische Dokumente und Zeitzeugenberichte, um die Erlebnisse und das Leid der sogenannten „Ostarbeiter“ greifbar zu machen und das Publikum zu einer Auseinandersetzung mit der Geschichte anzuregen.

Oberbürgermeister Jürgen Roth würdigte als Vertreter des Kuratorium des Joseph-Haberer-Preises in seiner Laudatio bei der Preisverleihung im alten Rathaus in Villingen besonders die emotionale Kraft des Stücks: Neben einer fachlichen und faktischen Fundierung mache das Theaterstück die Geschichte der Zwangsarbeit in der Uhrenindustrie für die Zuschauerinnen und Zuschauer auch emotional erlebbar. 

Inhaltlich folgt "Vergessene Schicksale" dem ukrainischen Zwangsarbeiter Wolodomyr Shcherbina und weiteren Figuren, die stellvertretend für das Leid der Opfergruppe stehen. Szenen aus Lagern, Arbeitsstätten und Begegnungen mit deutschen Zivilisten zeichnen ein Bild des alltäglichen Leids und der Hoffnungslosigkeit, aber auch der kleinen Gesten der Verbundenheit zwischen Opfern und Einheimischen. Emotionaler Höhepunkt ist die Rückkehr Shcherbinas in die Heimat, wo er jedoch als „Verräter“ verurteilt wird. Dies verdeutlicht, dass das Trauma der Opfer auch nach Kriegsende fortbesteht. Rassejkin möchte mit dem Werk die Erinnerung an die NS-Zwangsarbeit in der Region lebendig halten und Menschen dazu bewegen, sich mit den Schattenseiten der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um ein stärkeres Bewusstsein für Toleranz und Zivilcourage zu fördern.

Der Joseph-Haberer-Preis, benannt nach dem Holocaust-Überlebenden Joseph Haberer, wird jährlich am 9. November, dem Gedenktag an die Reichspogromnacht, im Alten Rathaus Villingen verliehen. Dieser Preis zeichnet Schülerarbeiten aus, die Engagement und Toleranz fördern und gegen das Vergessen eintreten.

Das Stück wird im März von der Mittelstufen-Theater-AG an den originalen Schauplätzen in Schwenningen uraufgeführt. 

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