Eine unglaubliche Spannung

Krabat, der Waisenjunge, ist bei anderen Jugendlichen einer Mühle untergekommen. Zuerst als Lehrling, dann als Geselle. Er merkt sehr schnell, dass manches nicht mit rechten Dingen zugeht. Beispielsweise bei der Verarbeitung einer Fuhre Säcke, deren Inhalt schnellstmöglich verarbeitet und weggekarrt wird. Doch beruhigen ihn die Gespräche etwas, die er mit seinem Mitgesellen und Freund Tonda (Tim Krez) hat.

Als dieser ihm eines Tages sein besonderes Messer schenkt, weiß Krabat, dass sich etwas für ihn verändern wird. Der Meister hält seine Gesellen beieinander und verlangt immer wieder Beweise der Loyalität, indem er sie im Chor sprechen lässt, dazu mit seinem Stock den Takt stampft. Sogar das Vaterunser lässt er auf sich umgemünzt beten. Alle funktionieren nach Plan – bis Krabat sein Herz für die Kantorin des Ortes entdeckt.

Dennis Scheu, Deutschlehrer am Gymnasium am Deutenberg (GaD), hat die Erzählung von Otfried Preußler dramatisiert und in der Theater-AG des Gymnasiums mit Schülern von der neunten Klasse bis zur K2 einstudiert. Jedes Wort zählt und jede Bewegung ist vorgedacht. Die Chöre sprechen wie aus einem Mund und die Inszenierung des Stückes ist so perfekt, wie sie nicht besser hätte sein können.

Die Ausstattung der Bühne und die Kleidung der Gesellen waren sehr ausdrucksstark. Ebenso die Darstellung der Lebensabschnitte Krabats, wie beispielsweise seine Gefangennahme oder die Gesellenprüfung.

Die Schüler spielten gute anderthalb Stunden ohne Pause, regelmäßig abgelöst von der Blasmusikkapelle des GaDs. Durch den Szenenwechsel zwischen Krabat und den Geschehnissen in der Mühle, verschärft durch Perspektivenwechsel der Protagonisten, der sich in Dialogen manifestierte, und die folgenden Handlungsstränge blieb eine unglaubliche Spannung vom Beginn bis zum Ende der Aufführung erhalten.

Die Einflussnahme des Meisters, hier Marius Löwenbrück, auf seine Gesellen und deren Leben, vor allem die Begründung, weshalb alles so sei, brüskieren den Außenstehenden, der mit ansehen muss, dass Jugend sich nicht weiterentwickeln kann, weil sie sich an magische Abläufe hält und lieber zum Verräter hält, als sich frei zumachen und auf das Herz zu hören. Der Schurke Lobosch wird gespielt von Felina Hornig.

An Tondas Schicksal wird vor Augen geführt, was erahnbar dem Schwachen droht, an Krabats Weg aber wird der Ausweg gefunden, der nicht nur ein einzelner, sondern für viele steht. Darauf verwiesen die jungen Theatermacher selbst am Schluss der Aufführung. Sie waren überglücklich über ihre besonders gut gelungene Premiere.

Die Figur des Krabat spielte Thorben Maier, in der Rolle der Kantorin war Julia Zakowenko. Regie führten Anne Broghammer, Larissa Zürn und Dennis Scheu. Die musikalische Leitung hatte Axel Schlenker, für die Technik waren verantwortlich Darwin Pesalakumar, Marco Adis und Tim Jakubcyk.

Es spielten auf der Bühne Damian Schneider (alter Mann), Huong Thi Vu (Andrusch), Tabarak Shaikeleid (Jakub), Jenny Nguyen Jurikj), Anne Noll (Juro), Julia Zakowenko (Kantorka), Len Libuda (Kito), Mia Budisavljevic (Korporal), Thorben Maier (Krabat), Lynn Schartel (Leuschner), Lena Schreib (Leutnant), Felina Hornig (Lobosch), Nele Morath (Lyschko), Marius Löwenbrück (Meister), Jan Eiberger (Merten), Lucia Raimundo Salat (Michal), Marian Fichter (Petar), Lara Beck (Staschko), Tim Krez (Tonda), Laura Herzberg.

Musik machten Benjamin Baum, Gajanan Ragunthan (Alt-Saxophon), Lana Thomas (E-Bass), Rasvin Rajasegar (Gesang), Jonas Hallerbach, Nick Würthner (Percussion), Felix Braun, Samuel Baum, Samuel Götz, Tristan Stoll (Posaune), Maurice Spadinger (Tenor-Saxophon), Benjamin Klejn, Laurenz Goschkowski (Trompete). Kunst-AG (Unterstützung beim Bau der Kulissen).

 

Eine Besprechung von Jutta Arendt in Südwestpresse / DIE NECKARQUELLE vom 26.05.2023.

Zurück